Hey, ich bin Kathrin Hudelmayer, Kindheitspädagogin, Mutter, Autorin und Bildungsexpertin. Auf meinem Blog schreibe ich über die Bildung von Kindern und wie wir unsere Kinder weiterbringen.
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Education – warum trennen wir Bildung und Erziehung
- 14. Oktober 2019
- Gepostet von: Kinderbilden
- Kategorie: Allgemein

Bildung und Erziehung sind das nicht immer wieder die Reizthemen?
Da gibt es die einen, die der Meinung sind, dass Eltern für die Erziehung und die Einrichtungen für die Bildung der Kinder zuständig sind. Es gibt aber auch die Eltern, für die die Erziehung heute durchaus (auch) Aufgabe der Kindertageseinrichtung ist. Und um auch diese Sparte zu erwähnen, manche Eltern sehen sich auch als Bildungsbeauftragte für ihr Kind.
Ganz egal, welchem „Lager“ du angehörst, wenn du meine nächsten Zeilen bis zu Ende liest, wirst du dir über deine Auffassung noch einmal genauer Gedanken machen müssen.
Denn ich komme mit einer vierten Variante.
Das mit der Bildung und Erziehung ist einfach etwas komplizierter als es scheint. (Oder ist es einfach und wir machen’s nur kompliziert?)
Mein Studiengang hieß „Frühkindliche Bildung und Erziehung“. An sich hört sich das ja ganz nett und sinnvoll an. Gibt man in Google die Suchbegriffe „Bildung Erziehung“ ein (die einem übrigens auch gegenseitig vorgeschlagen werden) wird einem auch gleich der Begriff „Betreuung“ angeboten. Für eine Tätigkeit in der Kinderbetreuung ist der Studiengang also offensichtlich perfekt benannt.
Aber was ist denn damit gemeint? Was ist Bildung? Was ist Erziehung?
Was heißt Bildung? Was heißt Erziehung?
Auch wenn wir der Meinung sind, das längst zu wissen, lohnt sich ein genauerer Blick.
Als ich einer befreundeten Familie in den USA schreiben wollte, was ich studiere fiel mir vor allem das Übersetzen schwer. Bildung ist education, schon klar. Was heißt aber Erziehung auf englisch?
Nach einer kleinen Internetrecherche dann die ernüchternde Antwort: education.
Studiere ich also education und education? Das soll ja ein dummer Witz sein.
Nein, ist es nicht.
Der Witz beruht darauf, dass wir im Deutschen der Meinung sind, Bildung und Erziehung trennen zu müssen. Zumindest wörtlich.
Denn der Duden führt Bildung und Erziehung tatsächlich als Synonyme auf.
Wenn wir das Pferd jetzt noch einmal von hinten aufzäumen, wirst du sehen, dass das mit der Trennung einfach nicht passt.
Gerade vor wenigen Tagen bin ich wieder darüber gestolpert, dass doch die Eltern die Erziehungsaufgabe innehaben, viele dies aber offensichtlich nicht (genug) tun. Hier beschwert sich eine Erzieherin. Hier ist es ein Lehrer.
Erziehung also zu Hause und Bildung in den Einrichtungen?
Offensichtlich ist dieser Sprachgebrauch recht häufig.
Aber was ist dann mit diesem Buch hier, dass die Erziehung ganz strikt in die Einrichtung verlegt? Und können wir überhaupt noch erziehen, wenn unsere Kinder doch zum Teil ganztags in der Einrichtung sind?
Eltern.de ist der Meinung ja und listet 7 Punkte auf, wie wir auch in den letzten paar Stunden des Tages unserem Kind noch etwas beibringen können.
Beibringen können. Ja! Denn wenn wir erziehen, bringen wir unseren Kindern doch etwas bei. Wir bilden sie doch dadurch.
Erziehungsauftrag an die Eltern, Bildungsauftrag an die ErzieherInnen und LehrerInnen scheint also auch nicht so ganz aufzugehen.
Die Verknüpfung von Erziehung, Bildung und Betreuung
Oben habe ich schon erwähnt, dass auch das Wort „Betreuung“ sich immer mehr dazu schleicht. Wenn man Betreuung als gemeinsam verbrachte Zeit betrachtet, ist das auch logisch. Ich kann weder jemanden erziehen noch bilden, wenn ich keine Zeit mit ihm verbringe.
Aber ihr berufstätigen Eltern da draußen: Aufatmen! Auch ihr betreut eure Kinder. Vielleicht zeitlich weniger, aber ihr betreut sie. Ihr seid für sie da. Und dann ist Erziehung und Bildung möglich.
Wer sich noch genauer durchlesen will, wie diese drei Begriffe ineinander verschachtelt sind, den möchte ich gerne hier hin verlinken.
Der Auszug stammt von J. Bensel und G. Haug-Schnabel und ist dem Leitungsheft von Kindergarten heute entnommen. Ein richtiger Fachartikel also. Aber gut zu lesen und auch für die Allgemeinheit verständlich.
Was wir aus dem englischen lernen
Man könnte noch ewig die Begriffe hin und her schieben um schließlich festzustellen, dass es das Englische einfach klüger gemacht hat.
Es mag sein, dass sich Erziehung und Bildung nicht zu 100% decken, davon gehe ich sogar stark aus. Aber der Begriff „education“ macht es so viel einfacher den zusammenhängenden Prozess des kindlichen Lernens auch als solchen darzustellen.
Wir müssen nicht etwas auseinander friemeln, was im Alltag zusammengehört. Wir können es zwar – oder versuchen es – aber glücklich(er) macht es uns auch nicht.
In vier Punkten möchte ich noch einmal zusammenfassen, was mich die Beschäftigung mit diesem Thema gelehrt hat.
- Bildung und Erziehung gehören zusammen. Man kann nicht das eine ohne das andere.
- Jede Bildungseinrichtung muss in gewisser Weise erziehen (können). Grundsteine sollten natürlich zu Hause gelegt werden.
- In jeder Familie sollte Bildung ein Thema sein. Nicht zusätzlich, sondern durch die Erziehung.
- Um einem Kind eine umfangreiche „education“ zukommen lassen zu können, müssen Familie und Einrichtung Hand in Hand arbeiten. Und dazu gehört, dass der Erziehungsauftrag nicht nur bei den Eltern und der Bildungsauftrag nicht nur in den Einrichtungen verbleibt.
Ich weiß, dass das heutige Thema mehr verwirrend als aufklärend scheint. Aber mir persönlich ist es wichtig, dass sich ein jedes Elternteil Gedanken darüber macht, wie das eigene Kind groß werden soll. Und auch wenn die Betitelung einzelner Teilvorhaben kompliziert ist: We don’t need to put a lable on it.
Erzieht, Bildet, Lebt so, wie ihr es für euch und eure Familie als richtig empfindet. Hauptsache, ihr habt euch davor überhaupt einmal Gedanken darüber gemacht.
Liebe Grüße
und fröhliches Grübeln!
Kathrin
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